19.
Nov. 21

WIE LERBACH ZUM NAMEN KAM ...

Foto: Carsten Kiehne in "SAGENHAFTER SÜDWESTHARZ"

Von Wolfgang Gärtner.

"Sagenhafter Harz"

Die Rinderhirtin hatte das Pferd beim Kräutersammeln halbtot am Wege liegen sehen und ihm sofort belebende Kräuter zu essen gegeben. Das stärkte das schöne Tier zumindest für den Weg in die entlegene Rinderstallung, in der es aus dem tiefen Brunnen zu trinken bekam ...

... Dieser Bericht von Carsten Kiehne in "SAGENHAFTER SÜDWESTHARZ" wurde gefunden von Elfriede Schummrich.

 
Als es den Ort Lerbach noch nicht gab, kam ein sehr reicher, gepanzerter Reiter der in Diensten Heinrich des Vogler stand und wollte zur Entsendung einer lebenswichtigen Botschaft nach Clausthal reiten. Es war ein unglaublich heißer Sommertag, wie er es selbst in südlichen Landen selten erlebt hatte. Schon vor der Feste Osterods wollte der Ritter sein Pferd tränken, fand aber nur einen Pfuhl, der so tief in der Senke lag, dass es für sein schweres Ross unmöglich gewesen wäre, nach dem gefährlichen Abstieg wieder hinauf zu kommen. „So ein Teufelsloch!“, schrie er wütend. Diesen Namen trägt das Quellgebiet noch heute.
Wie er aber weiter ritt, kam der Moment, da sein Schlachtross keinen Meter mehr weitergehen wollte. Was blieb ihm anderes übrig als allein nach Wasser zu suchen. Mühsam kletterte er mit der schweren Rüstung den Hügel hinab, fand auch endlich einen Bach, der aber vollkommen trocken lag. Selbst an dessen Quelle, war keine feuchte Stelle zu entdecken. „Du verdammter leerer Bach!“, wütete der Ritter verzweifelt. „Da habe ich in fernen Ländern aussichtslose Schlachten gewonnen und werde im Harz vom Durst geschlagen!“
Ihm war, als müsste er in der Rüstung verbrennen. Vom vielen Laufen im schweren Waffenrock, ward ihm schwindelig und schwarz vor Augen geworden. Allmählich wehrten sich auch seine Beine, bis zum Baum dort vorne wollte er sich noch schleppen, noch gute zehn Meter, noch fünf, doch schließlich gab er auf und ließ sich fallen. „Der stolzeste Recke des Voglers, besiegt von der Sonne!“, dachte er. Doch was war das? Vernahm er nicht eben das Wiehern seines Rosses? Täuschten ihn Augen und Ohren oder sah er es wirklich? Sein Pferd trabte in fröhlichem Lauf auf ihn zu und obenauf saß eine junge Frau, dessen goldenes Haar im Winde tanzte. „Brrr, gut mein Brauner, du hast ihn gefunden!“, sagte die leibhaftige Halluzination mit süßer Stimme, schwang anmutig ihr Bein zu Seite und sprang zu Boden. Jetzt kam dieser Engel auf ihn zu, sah ihn mit rehbraunen Augen an und gab dem halb Verdursteten aus einem Schweinsmagen zu trinken.
Wie der Ritter wieder ganz bei Besinnung war, vernahm er die wundersame Geschichte seiner Retterin: Die Rinderhirtin hatte das Pferd beim Kräutersammeln halbtot am Wege liegen sehen und ihm sofort belebende Kräuter zu essen gegeben. Das stärkte das schöne Tier zumindest für den Weg in die entlegene Rinderstallung, in der es aus dem tiefen Brunnen zu trinken bekam. Viel tausend Mal bedankte sich der Ritter bei der Maid und wusste im Grunde seines Herzens, dass er in keinem Land zuvor, ein solch schönes Mädchen gesehen hatte. Wie er neu zu Kräften gekommen war, besann sich der Ritter der zu übermittelnden dringlichen Botschaft, bestieg sein Pferd und überreichte der Holden ein ledernes Beutelchen mit den Worten: „Das soll dein Dank sein, Herzensschöne!“
Sie war ganz geschmeichelt von seinen Worten und schaute ihm noch lange nach, obschon er mit seinem Ross längst im Dickicht des Waldes verschwunden war. Wie sie nun aber in das Säcklein schaute, war sie an der Reihe wacklige Knie zu bekommen. Darin war so viel Geld, dass sie nie wieder fremde Tiere hüten musste und im Tal die ersten Gehöfte der späteren Ortschaft erbauen lassen konnte. Noch heute hat das Dorf seinen Namen vom „leeren Bach“, dessen ausgetrocknetes Bachbett viele Jahrhunderte lang, Teil der alten Fernhandelsstraße nach Goslar war und auch der Ritter ist noch im Ortswappen abgebildet „Ob sich ihre Wege nochmal treffen würden?“, fragte sich das Mädchen. Sie hoffte es.
 
Foto: Carsten Kiehne in "SAGENHAFTER SÜDWESTHARZ"
Foto: Carsten Kiehne in "SAGENHAFTER SÜDWESTHARZ"
Foto: Carsten Kiehne in "SAGENHAFTER SÜDWESTHARZ"
Lerbach - Claras Blick Foto: Elfriede Schummrich
Der Hochharz Foto: Carsten Kiehne
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